Burg Sponeck

Das spätrömische Kastell auf dem Sponeckfelsen bei Jechtingen
Text und Bilder von Christel Bücker, Grafiken von M.Hoepner



Die Reste des spätrömischen Kastells im Garten der Burg Sponeck sind heute Anziehungspunkt für Fachleute und Laien gleichermaßen, sind sie doch die einzigen spätantiken Festungsbauten am Oberrhein zwischen Basel und Mannheim, die heute noch zu besichtigen sind. Bis zum Beginn der Ausgrabungen im Jahre 1976 sah man davon nichts. In Zusammenarbeit mit dem Landesdenkmalamt wurde nach den Ausgrabungen 1979 eine schützende Mauerschicht über die römische Fundamente gelegt und der runde Turm teilweise rekonstruiert. So sind für den Besucher auch heute noch eindrucksvolle Strukturen aus spätrömischer Zeit sichtbar.

Hier geht es zurück zum kurzen Abriss der Geschichte der Burg Sponeck



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Abb-1 Turm vom Garten aus
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Abb-2 Luftbild der Sponeck
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Abb-3 Rhein vor Tulla



Sicherheit und Kontrolle für die Grenzregion

Die kleine Befestigung auf dem Sponeckfelsen diente im 4. und 5. Jahrhundert, wie auch das größere Kastells auf dem Breisacher Münsterberg, der Kontrolle des Schiffsverkehrs am Rhein und der Kontrolle der römischen Straße am Nordrand des Kaiserstuhls von Riegel nach Horbourg im Elsaß (Abb. 4). An dem bis weit in die Flußmitte vorgeschobenen Sporn ist von einem Rheinübergang auszugehen, der vermutlich durch eine Schiffsbrücke, kleinere Holzbrücken zwischen den Rheininseln oder durch eine Fährverbindung möglich war. Da der Rhein vor der Regulierung im 19. Jahrhundert häufig seinen Lauf änderte (Abb. 3) und die Brücken häufig verlegt werden mußten, ist hier nicht von einer massiven Steinbrücke auszugehen. Eine Hafenanlage wurde bisher noch nicht entdeckt, lag aber vermutlich nördlich des Sponeckfelsens in einer kleinen Bucht.




Die Ausgrabungen im Kastell

Bei den Ausgrabungen konnten die noch vorhandenen Reste der Umfassungsmauer des spätantiken Kastells und Teile des zentralen Turmes freigelegt werden (Abb. 5). An der westlichen Seite waren jedoch schon große Teile der Mauern und eines runden Turmes am Steilhang zum Rhein hin abgestürzt, so daß der Grundriss des Kastells nur teilweise erfasst werden konnte (Abb. 6). Die von Osten aus gefährdete Seite von Land aus war zusätzlich mit einem vorgelagerten Graben gesichert. Die Größe des Kastells muß unter 0,5 ha betragen haben, wobei hier maximal eine kleine 50 bis 100 Mann starke Hilfstruppe Platz hatte.

Die Unterkünfte der Soldaten waren wohl in den Türmen, vor allem im großen Hauptturm auf der Felskuppe, der mit einer Größe von 12,80 x 12,80 m und einer anzunehmenden Höhe von 18 - 20 m durchaus Platz dafür bot. Der Zugang ins Kastell erfolgte vermutlich durch ein Tor an der Nordostseite, wozu der dort ausgegrabene quadratische Turm gehört haben könnte.


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Abb-4 Landkarte
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Abb-5 Mauern des Kastells
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Abb-6 Plan

Abb. 4: Karte der spätrömischen Kastelle, Straßen, frühalamannischen Siedlungen und Höhensiedlungen am Oberrhein (Grafik: M. Hoeper) Abb. 5: Die Mauern des Kastells während der Restaurierung 1979 (Foto: RP Freiburg, Archäologische Denkmalpflege)
Abb. 6: Plan der römischen Befunde der Ausgrabungen von 1975-1979 (nach Swoboda 1986, Grafik: M. Hoeper)


Der Inschriftenstein

In der Nähe des quadratischen Turms an der Kastellmauer wurde ein Fragment eines Weihesteins aus Rotsandstein gefunden (Abb. 7). Die Inschrift ist nur teilweise erhalten. Zu Lesen ist noch:
erste Zeile: I (OVI) O (PTIMO) M (AXIMO)
zweite Zeile: SACRATUS
dritte Zeite: SACREDONIS
Die erste Zeile huldigt Jupiter = IOVI als höchsten und größten Gott. Die beiden folgenden Zeilen nennen den Stifter des Weihesteins, einen Mann namens Sacratus, wohl ein Sohn des Sacredonis. Diese Namen sind häufig im linksrheinischen Mittelrheingebiet. Vermutlich kam der Stifter Sacratus von dort. Der Weihestein gehörte evt. zu einer Jupitergigantensäule aus dem 2./3. Jahrhundert, wie sie häufig in römischen Gutshöfen aufgestellt wurden. Er ist nachträglich zerkleinert und zurecht geschlagen worden und war als Baustein in der Kastellmauer wieder verwendet worden, in der Spätantike eine häufige Praxis.




Von römischen Offizieren und Soldaten

Bei den Ausgrabungen im Kastell wurden zahlreiche Funde entdeckt, die etwas über die Kleidung und Ausstattung der römischen Besatzung im Kastell aussagen und über ihr Leben an der Grenze Auskunft geben. Im Kastell wurden bei der Ausgrabung viele römische Münzen aus Bronze gefunden (Abb. 8), die meisten davon vom römischen Kaiser Valentinian I. aus der Bauzeit des Kastells um 270 nach Christus.

Zur typischen Ausrüstung römischer Offiziere gehört eine im Kastell gefundene bronzene Gewandspange (Abb. 9), eine sogenannte Zwiebelknopffibel, aus der zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts. Derartige Gewandspangen verschlossen auf der rechten Schulter einen Offiziersmantel in der Form eines Umhangs. Je nach Ausführung und Material von einfachen bronzenen Exemplaren bis hin zu aufwändigen goldenen Prunkfibeln spiegeln sie den Rang des Trägers wider.

Die Soldaten im spätrömischen Heer trugen Militärgürtel mit verzierten Bronzebeschlägen wie sie zahlreich auch im Kastell auf dem Sponeckfelsen gefunden wurden (Abb. 10-11). Dazu gehören Gürtelschnallen, Gegenbeschläge und Riemenzungen, häufig mit geometrischen Mustern in Kerbschnitttechnik verziert. Solche Gürtelbeschläge, die auf Ledergürtel aufgenietet waren, dienten je nach Qualität, Material und künstlerischer Ausführung als Rangabzeichen der Soldaten.


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Abb-8 Bronzemuenzen
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Abb-9 Gewandspange
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Abb-10 Guertel

Abb. 8: Spätrömische Bronzemünzen aus dem Kastellbereich
Abb. 9: Römische Zwiebelknopfibel aus Bronze
Abb. 10: 1-2 Gürtelschnallen und Gürtelbeschläge von spätrömischen Militärgürteln, 3 Rekonstuktion von Militärgürteln mit Bronzebeschlägen )


Keramiktöpfe erzählen Geschichte(n)

Im Kastell wurden zahlreiche Fragmente von rädchenverzierten Keramikgefäßen gefunden, die in den etwa 250 km entfernten Töpfereien in den Argonnen hergestellt wurden. Außerdem wurden Scherben von schwarz glänzendem Tafelgeschirr gefunden, die in römischen Werkstätten vor allem für den germanischen Markt produziert wurden. Häufig sind auch handgeformte germanische Keramikgefäße wie man sie sonst nur in frühalamannischen Gräbern und Siedlungen findet. Offensichtlich mußten sich die germanischen Söldnern, nachdem die meisten römischen Truppenteile nach 401/2 von der Grenze abgezogen worden waren, teilweise selbst versorgen. Deshalb brachten sie die handgeformten Keramikgefäße aus ihren benachbarten Siedlungen mit, vermutlich auch mit Lebensmitteln gefüllt.

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Abb-11 Legionaer
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Abb-12 Keramik
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Abb-13 Waldrapp

Abb. 11: Römischer Legionär mit Kettenpanzer, Schild, Schwert und Lanze
Abb. 12: 1 + 2, rote römische Keramikschüssel aus den römischen Töpfereien in den Argonnen. 3 + 4, schwarz glänzende Schüssel aus römischen Töpfereien für den germanischen Markt.
Abb. 13: Der Waldrapp lebte in der Spätantike noch in den Auwäldern des Rheins und galt bis zu seiner Ausrottung im Mittelalter als Delikatesse (Zeichnung: R.Zluva)


Zu Tisch bei Legionären

Durch die Untersuchung der Tierknochen aus den Ausgrabungen kann man schliessen, was die Legionäre aßen. Überwiegend wurden Knochen von Schweinen gefunden, die wohl im Kastell selbst gehalten wurden. Auch Hühnerfleisch und Eier waren in römischer Zeit sehr beliebt. Relativ hoch war der Anteil von Wildtierknochen im Kastell, die in den Rheinauen gejagt wurden. Sie belegen, daß in den Rheinauen in der Spätantike noch Rotwild, Elche, Braunbären, Kraniche und sogar Waldrappen, ein bis zu 75 cm großer Ibisverwandter, lebten. Der Waldrapp galt noch im Mittelalter als Delikatesse und ist seit dem 16. Jahrhundert in Europa ausgerottet. Auch Fisch, vor allem der damals noch reichlich im Rhein vorhandene Lachs, kam sicher häufig auf den Tisch

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Der Soldatenfriedhof mit Frauen

Der Friedhof der Kastellbesatzung lag nordöstlich des Kastells auf einer Geländeterrasse (Abb. 6). 1979 wurden 20 Körpergräber ausgegraben, ursprünglich waren es sicher mehr Bestattungen, die bereits durch Kriegseinwirkung oder durch die landwirtschaftliche Nutzung zerstört wurden. Neben 15 Männern waren auf dem Friedhof erstaunlicherweise auch fünf Frauen bestattet, aber keine Kinder. Also kann es kein Friedhof einer durchschnittlichen Bevölkerung sein. Daß auch Frauen in Kastellfriedhöfen bestattet wurden, ist in der Spätantike jedoch nicht selten. Die Grabbeigaben legen nahe, dass die Frauen aus den umliegenden alamannischen Dörfern stammen (Abb. 14). Ob sie als Bedienstete für die Versorgung der Söldner sorgten oder als Ehefrauen dort lebten, ist nicht zu sagen. Das Sterbealter der Männer und Frauen lag zwischen 20 und 40 Jahren, was typisch für Kastellfriedhöfe dieser Zeit ist. Die Toten wurden zumeist in ihrer kompletten Kleidung und sechs davon auch mit Beigaben für das Jenseits beigesetzt. Davon haben sich aufgrund des luftdurchlässigen Lößbodens nur die Gegenstände aus Metall, Knochen, Glas oder Keramik erhalten

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Abb-14 Grabbeigaben
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Abb-15
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Abb-16

Abb. 14: Grabbeigaben aus dem Kastellfriedhof: eine Glasschale, eine bronzene Militärgürtelschnalle und eine Perlenkette (Foto: RP Freiburg, Archäologische Denkmalpflege)
Abb. 15: Bestattung eines Mannes (Grab 15) in Nord-Süd-Richtung (mit der Gürtelschnalle von Abb. 14).
Abb. 16: Bestattung eines Mannes (Grab 19) in Ost-West-Richtung (die Glasschale von Abb. 14 lag neben seinem rechten Oberarm).



Alamannische Söldner im Kastell

Die Funde insgesamt lassen den Schluß zu, daß die Besatzung im Kastell auf dem Sponeckfelsen aus germanischen Söldnern bestand, die vermutlich direkt aus den alamannischen Dörfern des Breisgaus rekrutiert wurden (Abb. 4). Von römischen zeitgenössischen Geschichtsschreibern wie Ammianus Marcellinus und Zosimos wird berichtet, daß der Kaiser Valentinian I. seine Heere mit Ersatztruppen vergrößerte, wozu er auch die im Breisgau wohnenden Alamannen einsetzte. Sehr wahrscheinlich übernahmen die Alamannen hier komplett die Grenzsicherung bis in die 2. Hälfte des 5. Jahrhunderts.



Mehr Informationen zu den Ausgrabungen findet man in der Broschüre:
Christel Bücker und Gerhard Fingerlin Die spätrömische Festung auf dem Sponeckfelsen bei Jechtingen
Gemeinde Sasbach, Kr. Emmendingen. Hrsg. von Almuth Morgenstern, Jechtingen 2009.